Lexikon der Zauberei
Im Folgenden wurde für den interessierten Leser ein alphabetisch geordneter Überblick über bekannte Techniken und Sparten der Magie zusammengestellt. Auch Randthemen aus dem Bereich der Parapsychologie werden behandelt – ein Lexikon der ganz besonderen Art!
ASW
Im Bereich der Parapsychologie die Abkürzung für „Außersinnliche Wahrnehmung“. Ein beliebtes Trickthema der Mentalmagie, z.B. wenn der Vorführende mit verbundenen Augen mit seinen Fingern Farben erfühlt oder einen vom Zuschauer versteckten Gegenstand wieder findet.
Abrakadabra
Berühmte Zauberformel, die bereits in der Antike als heilkräftige Amulettaufschrift verwendet wurde.
Aufsitzerkunststück
Ein Zauberkunststück, bei dem die Zuschauer anfangs scheinbar ungewollt hinter das Geheimnis des Kunststücks kommen, was sich im weiteren Verlauf jedoch als Irrtum herausstellt. Oft wird das „Eierbeutel“-Kunststück als Aufsitzerkunststück bzw. -trick vorgeführt.
Becherspiel
Eines der ältesten Zauberkunststücke, bei dem meist drei Becher und eine Kugel verwendet werden. Diese wandern unter den Bechern unsichtbar hin und her. Am Ende erscheint in vielen klassischen Routinen ein einziger größerer Gegenstand, wie etwa ein großer Würfel oder eine Zitrone. Das Kunststück ist eines der ältesten Klassiker der Zauberkunst und wurde bereits im 2.-3. Jahrhundert in „Alciphons Briefen“ erwähnt.
Bühnenmagie
Diese Sparte der Magie findet auf der Bühne stattfindet, etwa im Gegensatz zur Tischzauberei oder zur Mikromagie. Sie beinhaltet auch die Zauberei mit Tieren, z.B. erscheinenden Tauben sowie die vielen verschiedenen Großillusionen, etwa die Zersägte Jungfrau.
Chicagoer Billardballtrick
Hinter diesem Namen verbirgt sich ein Klassiker der Zauberkunst, bei dem verschiedene Bälle, meistens vier, zwischen den Fingern des Zauberers erscheinen und wieder verschwinden. Das Kunststück wurde in Chicago zum ersten mal mit Billardbällen vorgeführt, es sind aber auch andere Varianten im Umlauf, in denen mit anderen Materialien gearbeitet wird. Das Kunststück existiert auch in einer Version, in der Seifenblasen aus der Luft gegriffen werden.
Eierbeutel
Ein berühmtes Kunststück und ein gerne gezeigter Klassiker der Zauberkunst, da er unter fast allen Bedingungen vorführbar ist. Dem Zauberer werden von den Zuschauern unsichtbare Eier zugeworfen, die der Künstler in einem schwarzen Beutel auffängt und darin die Eier sichtbar macht.
Entfesselungskunst
Eine spezielle Sparte der Magie, bei der sich der Vorführende mit Ketten, Seilen oder Handschellen fesseln lässt und sich in kürzester Zeit wieder befreit. Als größter Entfesselungskünstler kann Harry Houdini bezeichnet werden, der sich von seinen Zuschauern oft selbst die Fesseln anlegen ließ und sich aus außergewöhnlichen Stellungen befreite, etwa in einer Zwangsjacke kopfüber an einem New Yorker Wolkenkratzer hängend.
Fingerhutkunststücke
In der Zauberei existieren verschiedene Routinen, in denen Fingerhüte zwischen den Händen des Magiers erscheinen und verschwinden oder allmähliche ihre Farbe wechseln. Die spezielle Form eines Fingerhutes ermöglicht besondere und effektvolle Trickmanipulationen mit diesem Gegenstand.
Gaukler
Sammelbegriff für das „fahrende Volk“ bis ins Mittelalter. Dazu gehören nicht nur Taschenspieler, sondern auch die Vorgänger der anderen artistischen Sparten: Seiltänzer, Bärenführer, Bauchredner, Puppenspieler etc.
Geistererscheinung
Im 18. und 19. Jahrhundert bei den Zauberkünstlern beliebte Illusionen, bei denen angeblich Geister oder Gespenster herbeigerufen wurden. Ausgeführt wurden diese Geistererscheinungen mit einer Laterna Magica oder durch Spiegelung auf einer großen, schräg stehenden Glasscheibe. Die Geistererscheinungen der Zauberkünstler sind nicht mit den meist betrügerischen Darstellungen der spiritistischen Medien zu verwechseln.
Hellsehen
In der Parapsychologie die außersinnliche Wahrnehmung eines objektiven Ereignisses, von dem niemand sonst Kenntnis hat. Ein beliebtes Thema der Mentalmagie, bei dem Dinge und Handlungen erraten oder vorausgesagt werden können.
Hokuspokus
Eine alte Zauberformel, die im Mittelalter als „ocus pocus“ auftauchte. Herkunft und Bedeutung des Wortes sind umstritten. Nebenbedeutung: Gaukelei, Faxen.
Illusion
Großtäuschung, also ein Zauberkunststück unter Verwendung von Menschen oder Tieren. Im weiteren Sinne auch jede Art von Täuschung.
Illusionist
Ein Zauberer, der überwiegend Illusionen vorführt. Berühmte Illusionisten waren: Thurston, Blackstone, Dante, Goldin, Kellar, Kalanag, Sorcar, Kio.
Kartenspiel
Das Kartenspiel gehört zur Grundausstattung zahlreicher Magier. In der Magie wird entweder das Skatspiel mit 32 Blatt oder das amerikanische Pokerspiel mit 52 Blatt plus Joker verwendet.
Kartenkunststück
Die Anzahl der Kartenkunststücke im Bereich der Magie ist schier unüberschaubar. Die Bände mit Kartentricks füllen Regale um Regale. Oft ranken sich Kunststücke um wiederkehrende Themen. Das Wiederfinden einer vom Zuschauer gezogenen Karte ist wohl die am häufigsten gezeigte Variante eines Kunststückes mit Spielkarten. Des Weiteren gibt es z. B. die sogenannten „4 Ass – Effekte“: Auf für den Zuschauer unerklärliche Weise werden aus einem Kartenspiel die vier Asse heraus gezaubert. Im Bereich der Magiegeschichte hat sich vor allem der Wiener Zauberer Hofzinser um eine systematische Beschreibung der grundlegenden Techniken und Trickprinzipien verdient gemacht.
Knotenzauberei
Eine Unterabteilung der Seilkunststücke, bei der es darum geht, Knoten in Seilen erscheinen, verschwinden oder wandern zu lassen. Auch das Schlagen von Knoten unter ungünstigen Ausgangsbedingungen oder das Blitzschnelle Schlagen mehrerer Knoten auf einmal in einem kurzen Augenblick gehört dazu.
Magie
Ursprünglich die vermeintliche Tätigkeit, Geister zu beschwören und sich die Natur zum Diener zu machen. Man unterschied schwarze Magie, die mit Hilfe von Dämonen und bösen Geistern ausgeführt wurde, materiellen Vorteil bringen sollte und meist Unheil brachte. Weiße Magie hingegen soll selbstlos zum allgemeinen Besten wirken. Heute ist Magie gleichbedeutend mit Zauberkunst im unterhaltenden Sinne.
Magier
Früher ein mit geheimem Wissen und besonderen Fähigkeiten ausgerüsteter Mensch, der die Magie betrieb, heute gleichbedeutend mit Zauberkünstler.
Manipulation
Ein Zaubertrick oder eine Folge von Tricks, die vor allem durch Fingerfertigkeit zustande gebracht werden. Abgeleitet von lat. manus – die Hand. Als Manipulationen werden also komplizierte tricktechnische Handhabungen bezeichnet, bei denen z.B. Spielkarten oder Bälle in der Luft erscheinen und wieder verschwinden.
Mathematische Kunststücke
Zahlreiche Zauberkunststücke beruhen auf den Effekten und Eigenschaften von Zahlen. Zauberer erwecken mit der richtigen Technik den Eindruck, als verfügten sie über enorme, unnachahmliche mathematische Fähigkeiten. Ein Zuschauer soll zum Beispiel eine bestimmte Folge von Zahlen, die dem Zauberer nicht bekannt ist, nach bestimmten Regeln addieren oder multiplizieren – trotzdem kann der Zauberer das Ergebnis voraussagen. Ein berühmter Vorgänger zeitgenössischer mathematischer Zauberer war der amerikanische Magier Philadelphius Philadelphia (1735-1795).
Manipulator
Ein Zauberkünstler, der überwiegend Manipulationen vorführt, etwa mit Bällen, Ringen, Münzen, Zigaretten, Fingerhüten oder anderen kleinen Dingen. Für jeden der genannten Gegenstände gibt es besondere Techniken und Griffe, welche die spezielle Technik voneinander abgrenzt und unterscheidet.
Mentalmagie
Eine Sparte der Magie, die okkulte Phänomene mit Hilfe von Tricks nachmacht. Dazu gehören Effekte wie Hellsehen, Gedankenlesen und Sehen in die Zukunft. Effekte der Mentalmagie beruhen in der Regel auf einer Mischung aus genauer Beobachtung des Gegenübers und verborgenen tricktechnischen Prinzipien.
Mikromagie
Zauberkunststücke mit sehr kleinen Dingen, die speziell für einen kleinen Zuschauerkreis an einem kleinen Tisch bestimmt sind. Ein Klassiker der Mikromagie ist das Verbrennen eines kleinen Fadens, der kurz darauf wieder ganz ist. Mikromagie kommt besonders im Bereich der Tischzauberei zum Einsatz.
Muskellesen
Scheinbares Gedankenlesen durch das Einfühlen feinster Muskelreflexe, oft dazu benutzt, einen heimlich versteckten Gegenstand wieder zu finden. Das Muskellesen wird heute kaum mehr vorgeführt und wurde vor allem auf den Bühnen des 19. Jahrhunderts eingesetzt. Es erregte damals spektakuläres Aufsehen.
Münzmagie
Die Magie mit Münzen ist eine besondere Sparte der Zauberkunst. Verbreitet sind unterschiedliche Techniken der Manipulation, in der Münzen nacheinander aus der Luft herbei gezaubert werden. Wie für Spielkarten, Zigaretten und Fingerhüte sind auch für Münzeffekte besondere Griffe und Techniken erfunden worden.
Palmieren
Einen Gegenstand für den Zuschauer unbemerkt in der Hand versteckt halten, so dass niemand sieht, dass etwas darin ist. Von der Zigarette über die Münze bis zum Apfel gibt es im Bereich der Zauberei fast keinen Gegenstand, der nicht mit einer bestimmten Technik palmiert werden könnte.
Parapsychologie
Forschung und Lehre auf dem Gebiet der paranormalen, aber nicht krankhaften Erscheinungen, die außerhalb des Bereiches üblicher Seelenkunde liegen. Dazu gehören unter anderem Telepathie, Telekinese und Hellsehen.
Ringspiel
Ein sehr altes Kunststück und ein wahrer Klassiker der Zauberkunst. Einzelne große Ringe ver- und entketten sich auf für das Publikum unerklärliche Weise. Das Ringspiel wird oft mit sechs Ringen gezeigt, aber auch Routinen mit 3 oder 9 Ringen sind verbreitet.
Salonmagie
Bezeichnung für eine Zaubervorstellung im kleineren Rahmen, ein Mittelding zwischen Mikro- und Bühnenmagie. Das Wort stammt noch aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, wo das Vorführen von Zauberkunststücke in den Salons des gehobenen Bürgertums üblich war. Ein berühmter Salon in der Geschichte der Zauberkunst war der Wiener Salon Hofzinsers.
Schaumgummibälle
Eine verbreitete Sparte der Magie, die mit dem Becherspiel verwandt ist und bei vielen Zauberern wegen einer vorteilhafter Eigenschaften von Schaumgummibällen sehr beliebt ist – sie lassen sich fast unbemerkt auf kleinstem Raum zusammendrücken.
Schwarzes Theater
Eine Weiterentwicklung des Schwarzen Kabinetts, wobei diese mit Elementen des Puppenspiels, Tanzes oder Pantomime verbunden ist. Besonders bekannt durch seine originellen Inszenierungen wurde das Schwarze Theater in Prag.
Schwebende Jungfrau
Eine klassische Bühnenillusion, bei der ein Zauberer seine Assistentin in einen Zustand der Schwerelosigkeit befördert. Es gibt viele verschiedene Techniken, die zu einer ähnlichen Illusion führen und unter ganz unterschiedlichen Bedingungen vorgeführt werden können.
Seilkunststücke
Die Zauberei mit Seilen ist unter Zauberern weit verbreitet. Plötzlich erscheinende Knoten oder zerschnittene und wiederhergestellte Seile sind häufig gezeigte Kunststücke. Ein Klassiker ist auch jenes Kunststück, das zunächst drei verschieden lange Seile zeigt, die sich im Laufe der Darbietung einander angleichen. Ein Vorzug der Magie mit Seilen ist die häufig direkte Interaktion mit den Zuschauern.
Simsalabim
Bekannter Zauberspruch, der von den Illusionisten Dante und Kalanag populär gemacht wurde und der heute fast jedem Kind vertraut ist.
Stehgreifmagie
Zauberkunststücke, die sich mit allseits erhältlichen Gegenständen ohne große Vorbereitungen an jedem beliebigen Ort vorführen lassen.
Taschenspieler
Ein aus dem Mittelalter übernommener Begriff für Zauberkünstler. Er leitet sich von der Umhängetasche ab, in der die Zauberer meist ihre Requisiten bei sich trugen. Der Zauberer als „Mann, der aus seiner Tasche spielt“.
Telepathie
Die Fähigkeit, Bewusstseinsinhalte anderer Menschen auf kleinere oder größere Entfernungen hin zu übertragen. In der Zauberkunst Kunststücke, die darauf abzielen, Gedankenlesen oder Gedankenübertragung vorzutäuschen.
Tischzauberei
So wird im Gegensatz zur Bühnenmagie eine Form der Präsentation genannt, während der ein Zauberer sich beim Umherlaufen zwischen seinen Gästen bewegt. Tischzauberei wird oft auf Empfängen oder in Gaststätten eingesetzt. Eine spezielle Eigenart dieser Gattung ist es, dass die Menschen aktiv in die magische Aktion miteinbezogen werden und sich alles in Sichtweite abspielt.
Tuchmagie
Zauberkunststücke mit Tüchern fehlen in kaum einem Zauberprogramm aufgrund der besonderen visuellen Effekte, die damit möglich sind. Tücher können erscheinen, verschwinden, ihre Farbe oder ihre Größe ändern oder in viele kleine Stücke zerfallen. Die Apparate und Hilfsmittel, die zur Zauberei mit Tüchern erfunden wurden, sind zahllos.
Zauber
Geheimnisvolle Manipulationen mit Sprüchen, Zeichen, Räucherungen usw. mit dem Ziel, Macht über Menschen und Natur zu gewinnen. In der Urgesellschaft schon als Jagdzauber bekannt, später als Liebeszauber, Schadenszauber usw. dazu angetan, abergläubische Vorstellungen zu wecken.
Zauberkunst
Im Gegensatz zum Zauber und zur Magie früherer Zeiten heute nur noch im Sinne der Unterhaltungskunst gebraucht. Das Wort „Kunst“ in dem Wort trifft eine Aussage darüber, wie viele Zauberer ihr Handwerk verstehen. Zauberei ist die Kunst der Täuschung.
Zauberspruch
Ursprünglich eine Beschwörungsformel, heute nur noch als schmückendes Beiwerk eines Zauberkünstlers genutzt.
Zauberstab
Ein angeblich Wunder wirkender Stab, heute ebenfalls nur noch schmückendes Beiwerk einer Zaubervorstellung.
Zersägte Jungfrau
Illusion, bei der angeblich eine Person zersägt wird und trotzdem unbeschädigt bleibt. Sie wurde von fast allen großen Illusionisten vorgeführt, anfangs mit Handsäge, später auch mit Motorsäge.
Zig Zag Illusion
Eine bekannte Bühnenillusion, bei der meist die Assistentin des Zauberers in einen schrankartigen Kasten steigt, der in drei Teile zerlegt werden kann – so entsteht der Eindruck, die darin befindliche Person werde gedrittelt.